Sunday, July 31, 2005

Wowereit läßt "die Katze aus dem Sack"

Rot-Rot - das Schreckgespenst-Tabernakel

Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit schließt eine Koalition mit der neuen Linkspartei nicht prinzipiell aus. Wie programmiert malt uns CDU-Generalsekretär Kauder dieses 'Schreckgespenst' aus: "Wowereit hat die rot-rote Katze aus dem Sack gelassen."

In Kauders Horizont soll das heißen: Trotz aller Bekenntnisse der SPD, Mitglied unserer netten, anständigen und ehrbaren Familie sein zu vollen, hat sie schamlos und im Geheimen den bösen Plan geschmiedet, mit dem üblen Schmuddelkind Linkspartei spielen zu wollen. Zwar haben wir es schon immer geahnt, auch wenn wir nicht wagten, es auszusprechen, aber jetzt ist die hässliche Wahrheit auf dem Tisch.

Natürlich ist Wowereit ein Leichtgewicht innerhalb der SPD. Also genau der richtige Mann, um Leuchtspuren abzuschießen. Und er beeilt sich, gleich wieder nebulös zu werden: Eine Koalition mit der Linkspartei in der kommenden Legislaturperiode sei (natürlich) ausgeschlossen. Gelänge es ihr aber, sich als verässliche politische Kraft zu etablieren, könne über eine Koalition in der darauffolgenden Legislaturperiode nachgedacht werden.

Verständlich, dass jetzt SPD-Chef Müntefering am Zug ist: Auf Bundesebene werde es kein Zusammengehen "mit der PDS" geben. Schön... nur widerspricht er damit nicht Wowereit und seinen Gedankenspielen über die Zeit nach 2009. Schließlich versucht SPD-Fraktionsvize Hacker, die Scheinwelt der ehrbaren Familie verbal wiederherzustellen: Die Linkspartei komme als Partner der SPD nicht in Frage, "auch in zehn Jahren noch nicht".

Die interessantere Frage allerdings ist: Was wird hier (wie immer) gespielt? In den Raum gestellt wurde das Zerrbild des nicht-satisfaktionsfähigen Koalitionspartners 'Die Linkspartei', und die CDU/CSU sieht sich hier am Drücker, der SPD das Wasser der Glaubwürdigkeit abzugraben... Nur.. wen interessiert das überhaupt? Konzepte, Antworten auf brennende politische, wirtschaftliche oder soziale Probleme? Nope. Lieber sind die etablierten Parteien weiterhin damit beschäftigt, ihre alt-schauerlichen, anachronistischen Ränkespiele des Sich-gegenseitig-in-den-Regen-Stellens weiter zu verfolgen. Auch wenn die meisten den Kopf darüber schütteln. Parteienverdrossenheit, here we come !

Monday, June 20, 2005

Sündenbock Nation und Popstar-Kicker

4:3 hatte Deutschland sein erstes Spiel im Confed-Cup gegen Australien gewonnen. Unfassbar ! 3 Gegentore gegen die Truppe vom Känguruh-Kontinent, die bisher bei der WM-Qualifikation fast immer gegen den 5. (!) der Südamerika-Gruppe ausgeschieden ist.

Nicht akzeptabel ! So rasselten die so gerne immer auf die Zwölf hauenden Kollegen, besonders die von der Springer-Zunft, kräftig mit dem Säbel. Der Schuldige war sofort ausgemacht - Robert Huth, der 20-jährige Innenverteidiger. "Hüftsteif", "ungelenk", "Unsicherheitsfaktor", lautete das Signal zum Abschuss. So wurde im Nachhinein wieder etwas gerade gerückt, was eigentlich nicht sein kann, nämlich dass der Fußball-Underdog Australien aufgrund seiner eigenen Stärke das mächtige Deutschland in Bedrängnis bringen konnte. Nein, es muss am desaströsen Versagen eines Deutschen gelegen haben.

Zusätzlich sind es in Deutschland beliebter Stil und Perspektive, "Unglücke" nicht nur am Versagen Einzelner festzuzurren, sondern vielmehr noch die ganze Fatalität der vermeintlichen Untaten eines Einzelnen geradezu pompös auszustellen. Strukturell etwa so, wie in vergangenen Epochen Missgeburten und absonderliche Kreaturen auf Rummelplätzen ausgestellt wurden.

Zum Glück für Huth, und für alle Supporter von faktischen Analysen, trat Bundestrainer Klinsmann dieser Sündenbock Perspektive deutlich bemüht entgegen. Eindrucksvoll unterstützt von Jürgen Klopp, dem FSV Mainz 05 Trainer und Co-Kommentator im ZDF. "Kloppo" führte mittels Videoanalysen sehr deutlich vor, wie mangelhaftes läuferisches Verhalten und Zuordnung im defensiven Mittelfeld (Frings, Ballack) zu 1:1-Situationen mit Huth (gewiss nicht dessen Stärke) führten und ihn schlecht aussehen ließen.

Nach dem (zwar mühsamen) 3:0 gegen Tunesien sieht die deutsche Fußballwelt nun wieder sonniger aus. In der Nachorchestrierung ertönt Sympathie, fast schon Euphorie für die "Unbekümmertheit" und das "Draufgängertum" der so jungen Truppe. Podolski, Schweinsteiger, Ballack + Co sind, unterstützt durch Klinsmanns positive Dynamik, auf gutem Weg, Pop-Icons zu werden und so von einer breiten Welle der Unterstützung getragen zu werden. Was die Werkzeuge der Fatal-Redner einigermaßen stumpf werden lassen könnte.

Und da war dann noch was: Bei jeder seiner einigermaßen gelungenen Abwehraktionen hallten "Huuuth Huuuuth" Rufe durchs Stadion. Nicht wenige werden hier an Yves Eigenrauch denken, den kantigen Abräumer der Schalker, der bei jeder Ballberührung mit "Yves Yves" gefeiert wurde. Und der so, in Umkehrung handelsüblicher Fußball-Leitbilder, vom Anti-Fußballer zum "Kult" erhöht wurde. Gut möglich, dass Huth diese Weihe auch erfährt. Was die deutsche Mannschaft auf ganzer Linie zu Pop machen würde.

Tuesday, June 07, 2005

Apples Mobilität auf Grund des Mobilrechner Marktes?

Entsprechende Gerüchte kursierten im Vorfeld. Dennoch löste Steve Jobs' Ankündigung auf der World Wide Developer Conference großes Aufsehen aus - und im Apple Lager schlug sie ein wie eine Bombe: Ab Mitte 2006 will Apple seine ersten Rechner mit Intel Prozessoren bestücken, Ende 2007 soll der Wechsel abgeschlossen sein.

Warum diese Entscheidung? Natürlich gab Steve Jobs keine detaillierten Erläuterungen ab. Sprach aber davon, dass die roadmap, also der Entwicklungsfahrplan Intels, bessere Produkte verspräche als die erwarteten Chips von IBM. Jobs vergaß natürlich nicht hinzuzufügen, dass die aktuellen Apple Rechner ausgezeichnete Produkte seien.

Gewiss verbucht Apple sehr gute Verkaufszahlen, gerade auch mit seinen Laptops, trotz des darin seit Jahren verbauten G4 Prozessors (geliefert von Freescale). Die im Vergleich zur Konkurrenz etwas geringere Performance des G4 werden durch Gehäuse und Design der iBooks und Powerbooks, sowie die Attraktivität von Mac OS X offenbar gut kompensiert. Noch...

Intels erwarteter Nachfolger des Centrino Mobilprozessors wird den Abstand aber weiter vergrößern. Und anscheinend ist IBM nicht in der Lage, die Hitzeabstrahlung seines PowerPC G5 Chips so zu optimieren, dass er als G4-Nachfolger in Apples Kompaktrechner eingebaut werden könnte. Also befürchtet Apple mit Recht eine stark sinkende Nachfrage nach seinen Laptops. Keine guten Aussichten, immerhin tragen Mobilrechner mit schätzungsweise 50% zu Apples Computer Verkäufen bei. Und: Laptops sind ein Wachstumsmarkt, gegenüber global stagnierenden Desktop Verkäufen.

Akuter Handlungsbedarf auf dem Mobilrechner Markt dürfte Apple somit veranlasst haben, zu Intel zu wechseln.

Hinzu kommt ein genereller Aspekt:: IBMs PowerPC Prozessoren sind durchaus gefragt, außerordentlich sogar. Sony, Nintendo und Microsoft wollen Derivate des PPC Chips in ihren Next Generation Spielekonsolen verbauen. IBM wird in diesen Markt 3stellige Millionenzahlen von Prozessoren liefern. Apple dagegen verkauft jährlich circa 3,5 Millionen Rechner. Man kann vermuten, dass IBM seine Entwicklungsanstrengungen hauptsächlich in diesen Bereich gesteckt hat.. und auch deshalb nicht die von Apple gewünschten Fortschritte liefern konnte.

Wednesday, June 01, 2005

BTW... unterschiedliche Suchmaschinentreffer

Die Eingabe booomwhadis liefert bei Google und Yahoo unterschiedliche Ergebnisse.Habe es gerade aus purer Neugierde ausprobiert.

Google ermittelt 4 Verweise. Dieser Blog befindet sich nicht darunter. Wohl aber ein Kommentar von mir auf einem anderen Weblog.

Yahoo hat in diesem Beispiel die Nase klar vorn. 8 Treffer, und neben den von Google gefundenen Verweisen ermittelt Yahoo weitere Posts von mir auf zwei anderen Boards. Und: Mein Blog erscheint bei Yahoo als erster Treffer!

Schwach von Google, auch insofern als Blogspot ein Service von Google ist.

Monday, May 30, 2005

flickr ... Rockr ...

Du siehst das Schema ?

Nein, Rockr ist kein von Yahoo! kürzlich übernommener Audio Dienst, der bequemen Online Zugriff auf Samples ermöglicht.

Allerdings steht flickr eine Photo Plattform, die das Uploaden und Sharing von Photos erlaubt. Und sie ist ausgesprochen beliebt. Insbesondere auch deshalb, weil bei flickr der Community Aspekt, sprich der Austausch unter Gleichgesinnten, sehr stark im Vordergrund steht. Yahoo! hat flickr kürzlich übernommen, für angeblich 50 Millionen Dollar, siehe Heise Meldung.

Der vermeintlich sinnlose und bescheuerte Name flickr beschäftigt eine ganze Reihe von Diskussionen im Heise Forum ...Ahnungslosigkeit pur, was Marketing betrifft. Wann ist ein Name schlecht gewählt? Genau, wenn er nicht im Gedächtnis haften bleibt und/oder keinen nachhaltigen Bezug zum entsprechenden Produkt herstellt. Demgegenüber suggeriert der Name flickr bestens die Einzigartigkeit des kanadischen Dienstes, gerade gegenüber konkurrierenden Diensten. Sehr gute Wahl also.

Rockr ist Gerüchten zufolge das schon länger erwartete iTunes Phone von Motorola. Sein Hauptfeature sollen die Synchronisation mit iTunes sowie Wiedergabe und Kauf von Songs im iTunes Musicstore sein. Und nicht Apple typisches Design in erster Linie.

Ob beziehungsweise wann Rockr tatsächlich kommt, scheint weiter in der Schwebe zu sein. Angeblich weil führende Mobilfunkanbieter der USA wie Verizon, Cingular und Sprint keine Rabattverträge für Rockr anbieten wollen... um ihre eigenen Download Services nicht zu gefährden. Analysten zufolge ist T-Mobile, in den USA in starkem Aufwind befindlich, der wahrscheinlichste Kandidat für die Unterstützung von Rockr.

Motorola Boss Ed Zander hat unterdessen die mangelnde Unterstützung von Rockr durch die Telefonbetreiber dementiert.

Der Name Rockr jedenfalls dürfte die Besonderheit des Produktes am Markt bestens herausstellen, trotz des von Motorola schon eingeführten Razr Phones.

Vielleicht sollte ich inzwischen Sportschuhe mit dem Namen WinnR entwickeln...

Thursday, May 26, 2005

Oskar signed by PDS

Geniestreich im allseits beliebten Spiel Du hast keine Chance, aber nutze sie !

Kanzler Gerhard Schroeder hatte mächtig vorgelegt. Völlig chancenlos, die Bundestagswahl 2006 zu gewinnen, landete er den Coup: Vorgezogene Neuwahlen. Eigentlich bleibt er weiterhin chancenlos, die Bevölkerung durchschaut seinen Schritt als taktischen Schachzug und wird darum Schroeder nicht zusätzliches Vertrauen schenken. Das Wort "eigentlich" macht hier den Unterschied: den politischen Gegner nun unter Zugzwang gesetzt, könnte doch noch Etwas passieren, der Gegner sich fatale Blößen geben.

Edmund Stoiber knüpft nahtlos an sich selbst an. Zwar war er 2002 nah dran... große Chancen, außerhalb von Bayern etwas zu reißen hatte er jedoch nie. Noch geringer sind seine Chancen, zum Kanzlerkandidaten gekürt zu werden. Aber weiterhin mimt er die Rolle des schneidig-starren bayrischen Groß-Tribuns... und orakelt über eine Position "Seite an Seite" mit Angela Merkel, ohne sich auf eine bestimmte Position festlegen zu wollen - siehe Spiegel. Seine Stunde könnte schlagen, sofern doch noch Etwas passiert, etwa eine gravierende Blöße Angela Merkels. Wie die gravierend schwache Selbstdarstellung der SPD in der vorherigen Periode ihm fast geholfen häte.

Oskar Lafontaine war eigentlich total raus. In der SPD praktisch kaltgestellt, sah sein Koketttieren mit der linken Wahlalternative WASG und der PDS nicht wirklich nach großer Bühne aus. Lafontaine als zusätzliches Rad am Wagen dieser Gruppierungen schien schwer vorstellbar. Und auch nicht, dass diese ihm alle Türen öffnen würden und ihm einen Chefsessel anböten. Zwar äußerte Gregor Gysi, Schroeders Coup habe, wegen des neuen Zeitrahmens, den Überlegungen zu einer neuen Linkspartei (PDS/WASG/Lafontaine) "einen Strich durch die Rechnung gemacht"... Die neue Situation dürfte aber dazu beitragen, das absehbare Gezänk um die neue Linksallianz (Plattform, neuer Name) erst einmal aufschieben. Offizielle Beratungen der Beteiligten beginnen am nächsten Montag.

Also ist Lafontaine flugs aus der SPD ausgetreten und wird vermutlich auf einer linken Liste antreten. Nicht dass er dadurch große Chancen hätte, wieder ein bedeutendes öffentliches Amt zu bekleiden. Aber er könnte der SPD mächtig wehtun. Zum einen, weil eine Kandidatur Lafontaines in einer Bundestagswahl die SPD ein paar Prozentpunkte kosten wird. Und weil ein wahlkämpfender Lafontaine natürlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt - seine sehr präsente Kritik könnte die SPD weitere Stimmen kosten, Stimmen, die nicht unbedingt dem Bündnis um Lafontaine zufallen müssten, sondern der SPD entzogen würden, wenn die betreffenden potentiellen SPD Wähler einfach nicht zur Wahl gingen. Es könnte Einiges passieren. Und Lafontaine mittelfristig wieder zu einem Faktor werden.

Wednesday, May 25, 2005

Sie-mentia

Siemens' Mobilfunksparte geht es nicht gut. Hohe Verluste schon set längerem, allein im ersten Quartal 2005 138 Millionen Euro. Siemens versucht, einen Partner für seine Krisensparte zu finden. Oder sie ganz abzustoßen. Anscheinend ist niemand interessiert.

Verwunderlich die Gerüchte, Motorola sei ein Kandidat. Ungleich der Konstellation Sony/Ericsson, würde die Ehe mit der Siemenssparte den US Konzern kaum voranbringen.

Hier laut Heise die aktuellen Marktanteile (weltweit):
1) Nokia - 30,4 %
2) Motorola - 16,8 %
3) Samsung - 13,3 %
4) LG - 6,2 %
5) Siemens - 5,5 %
Sony-Ericsson - 5,5%

Siemens verlor 2,5% im Vergleich zum Quartal des Vorjahres. Im gleichen Zeittraum wuchs der Markt um satte 17 %.

Die Verantwwortlichen bei Siemens, so scheint es, hatten seit Jahren keinen Plan, diesen Sturzflug aufzuhalten. Fatal sind nicht allein die wirtschaftlichen Zahlen. Schlimmer noch wirkt das erodierte Image der Marke. Welche Käuferschicht tendiert überhaupt noch zu Siemens? Vermutlich nur noch diejenigen, die primär konservativ ("hatte ich schon immer"/"hat mein Chef") und image-neutral kaufen. Und Teile des Business Marktes.

Was umgekehrt ausdrückt: Der Geek Faktor der Siemens Mobilgeräte tendiert gegen Null. Kann man sich einen Werbespot vorstellen, worin jemand, sozusagen ein kulturelles Zeichen setzend, sein Siemens Telephon in die Kamera hält? ... Na also..

Natürlich sind die wenigsten Käufer tatsächlich Geeks. Aber ohne/gegen die Geeks entsteht kein Hype... Tödlich, wenn es um technische Geräte geht, die so stark der öffentlichen Aufmerksamkeit unterliegen wie Mobiltelephone. In Deutschland mag man gegen einen solchen Trend noch gute Verkaufszahlen erzielen können, auf den bedeutenderen Märkten der USA und Asiens wird die Luft aber sehr dünn. Anscheinend hat das bei Siemens niemand begriffen.

Oh.. da war dann noch was

Yo! Siemens kam auf die Idee, als erster Hersteller der Welt ein Gerät herauszubringen, das kein "Unisex Modell" sein will (so Siemens), sondern spezielll die weibliche Kundschaft begeistern soll. Das Innendisplay des CL 75 auch als Makeup Spiegel nutzbar zu machen, dürfte als gute Idee ankommen. Der Schachzug mit dem Blumendekor... Alle Frauen lieben Blumen.. gelle ... muss dem betreffenden Siemens Senior aber beim Golfsspielen gekommen sein.. durchaus naheliegendes Konzept, wenn man eh schon in der Natur verweilt. Und da nicht so viele Frauen Golf spielen, war die Entscheidung für das Lady Phone auch schnell recherchiert.

Eine Schnapsidee!! Ein paar werden es kaufen... der Spott über das lächerliche klumpe Teil im Primel-Look die sowieso nicht berauschenden Verkaufszahlen aber schnell in den Keller ziehen.

Monday, May 23, 2005

Run and .. SHYTE !!

Konnte der Versuchung nicht wiederstehen, die Videoclips der Titel vom Eurovision Song Contest in Kiew anzuspielen.

"My Number One", der griechische Beitrag, der auf Platz 1 kam, ist interessant. Als Song an sich nicht die Bombe, aber top arrangiert, wobei die rhythm section tief in der Tradition Sly Dunbars klassischer Dancehall Produktionen steht. Und der instrumentale folkloristische Zwischenpart ist der Kracher, er bringt "My Number One" so richtig nach vorn. Sehr koole Nummer also.

Dass das deutsche "Run and Hide" abgeschlagen auf dem letzten Platz landete, ist bemerkenswert. Beim ersten Hören dachte ich: eigentlich gar nicht so schlecht. Nicht sooo schlecht ist indessen nur der Refrain... genauer gesagt besteht der Song nur aus Refrain und aus Löchern drumherum. Was den Refrain schnell penetrant wirken lässt.

Insgesamt also ein schlechtes Arrangement.. um einen auf diese Weise verschenkten Refrain herum.

Hinzu kommt die Bühnenpräsenz von Gracias Band. Wir sind die Jungs, die jeden Tag ins Fitnessstudio gehen.. und auf der Bühne rocken wir riieeechtig ab. Bemühte Exaltiertheit, die liebgewonnenen Bildern von den Deutschen halt allzusehr entspricht. Und dass der Rhythmusgitarrist seinen Akkordbrei auch noch mit einer Phaser- oder Flanger-Gitarre versülzte (hab den Effekt nicht mehr so genau im Gedächtnis), machte auch dem letzten Zuschauer klar: Finesse ist hier nicht am Werk.

Sunday, May 22, 2005

"Verbissene Hochglanzheiterkeit"

...so bezeichnet Rainer Peter von der Ludwigshafener Rheinpfalz die Außenwirkung der deutschen Teilnehmer am Eurovision Song Contest in Kiew - in einem Vorbericht (nur Abonnenten zugänglich). Und erläutert, dass Originalität und Humor einfach höher im Kurs stehen, wie etwa im moldawischen Beitrag zu sehen. Dieser heißt "Bunica bate toba", zu Deutsch "Die Oma schlägt die Trommel"... jawoll, am drum kit sitzt eine 60-jährige.

"Verbissene Hochglanzheiterkeit" muss ich mir merken, sehr schön!

Ach ja, der deutsche Beitrag mit Gracia als Sängerin bekam nur 4 Stimmen und landete auf dem letzten Platz. Na denn Prost!

Zugegebenermaßen interessiert mich der Schlager Grand Prix nicht die Bohne. Aber auch ich habe mitbekommen, dass in den letzten Jahren Beiträge mit Bezügen zu den musikalischen Wurzeln des jeweiligen Landes einigermaßen erfolgreich waren. Rainer Peter merkt an, dass insbesondere bei den Teilnehmern aus dem östlichen Europa ein ganz anderer Optimismus und Geschlossenheit in bezug auf ihre Beiträge herrschen... ein ganz anderer Enthusiasmus hinsichtlich der persönlichen Note (lol), würde ich hinzufügen.

Apropos Oma am Schlagzeug. Die dpa Meldung über den Grand Prix beschreibt den griechischen Siegertitel (kein Siegel Titel) als "feurigen, orientalisch angehauchten Song". Und meint weiter "die energiegeladene Show ... war geprägt von fetzig-rockigen Tanznummern". Ich muss sagen, Wörter wie "feurig" und "fetzig-rockig" habe ich schon lange nicht mehr gehört. Welcher Opa hat dies bloß verfasst?

Thursday, May 05, 2005

Weite Mauswege !!

Die Diskussionen zum Thema Mac ist besser! ... Nein, PC ist besser! reißen bekanntlich nie ab. ... Nebenbei bemerkt habe ich niemals erlebt, dass ein Redner den anderen überzeugt hätte. Aber eventuell höhlt steter Tropfen den Stein... Nun gut, gewisssen Unterhaltungswert haben diese Dispussionen gelegentlich.

So dieser Vertreter. Es ging um die Position der Menüs. Macs haben, so lange ich damit vertraut bin, das Zentralmenü, d.h. in einer Leiste am Kopf des Bildschirms legt das gerade im Vordergrund liegende Programm seine Einträge ab. Diese Leiste ist folglich immer gleich groß und immer an derselben Stelle zu finden. PC Programme stellen ihre Menüs in der Kopfleiste ihrer geöffneten Fenster zur Verfügung. Ein Nachteil dann, wenn viele Programme + Fenster auf dem Desktop liegen: größerer Platzverbrauch... tatsächlich fiel mir auf, dass ich mit meinem PC viel häufiger über zu wenig Platz auf meinem 19'' Display ärgere als mit meinem Mac, womit ich viel intensiver arbeite.... Und: eventuell an die Bildschirmseite geschobene Fenster zeigen keine komplette Menüstruktur mehr an.

Dieser Spezial-Disputant neulich brachte tatsächlich das Argument, bei einem Zentralmenü à la Mac seien die Mauswege unzumutbar lang... ??(!) ... Schluck! Der war wirklich neu für mich LOL

Ich kann diesem Patienten nur empfehlen, seiner widerborstigen Maus mal ein paar Tropfen Öl zu spendieren. Oder besser noch sich ein Eingabegerät zuzulegen, das zeitgemäße Treiber, sprich Einstellmöglichkeiten anbietet. Um es ganz genau zu sagen: Es geht um die Möglichkeit, so etwas wie eine Bewegungsprogression zu justieren, neben der globalen Zeigergeschwindigkeit. Entsprechend eingestellt überbrücken schnelle Bwegungen große Distanzen und langsame Bewegungen kleinere Wege. Neben der höheren Präzision werden so die Handgelenke viel weniger beansprucht.

Kensington ist dieser Hinsicht beispielhaft.

/


Auch würde ich einen Trackball empfehlen... aber gut.. - diese Diskussion ist ebenso klassisch/fruchtlos wie die Mac vs PC Diskussion.

Saturday, April 23, 2005

Wir können noch schlechter!

[Radio Werbespot der T-Com Auskunft im Berliner InfoRadio, etwa wie folgt gelaufen:]

Real-erheiternde Humoreske für 2 Sprecher in einem Akt:
T-Com Auskunft (TK), weiblich, seriös; Anrufer (QA), männlich, quäkisch, Humor-Haftigkeit trieft aus allen Knopflöchern

TK: Telefonauskunft..
QA: Haben Sie die Nummer von dem Treeenah ?
TK: Die Nummer von welchem Verein möchten Sie denn?
QA: Neiiin.. ich brauche die Nummer von dem Heim-Treeenah...

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Harr! Harr!

Offenbar legten es die Entscheider hier darauf an, Kampagnen von MediaMarkt ("Wir können nur billig") und Hornbach ("Hornbach bohrt nach") noch weiter zu toppen... sprich, die allgegenwärtige Rezeptur von Humor als AntiHumor noch weiter in Richtung Nichthumor zu unterbieten. Die Wirkung ist gnadenlos. Man könnte meinen, hier war das Ex-Team von Werner Beinhart am Werk - nach offenkundigem Burnout Syndrom von ihrem Auftraggeber entlassen und auf Bölkstoff Entzug, bekamen die Jungs mal wieder ne Chance. Und günstig zu haben waren sie allemal.

Nein, ich will hier nicht das Diktat des schönen Fußballs ... ähem.. des kreativen Humors einfordern. Aber was bitteschön will uns dieser Spot sagen? Wir können noch schlechter ! (??) ... No way.. Ein kümmerliches Falsett, das tönt Dieser Schuss geht nach hinten los, selbst wenn man es mit schrägen Fanfaren orchestriert, wird dennoch nach hinten losgehen.

Monday, April 18, 2005

Tunnelvision - Schirm-Herrschaft #2

Angela Merkel? Soll uns vorerst nicht interessieren. Nur soviel für heute: Dank ihr wurden rote Blazer zu einem nachhaltigen icon zeitgenössischer Ausstattung. Womit deren Hochkonjunktur so langsam überschritten sein dürfte. Hoffentlich!

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DWtv unterdessen wirkt sehr ermutigend. Etwa auf Hobby-Journalisten und wonnabes. So gleicht die geistige Höhe mancher Anmoderationen wahrlich keinem Mount Everest, welcher journalistische do-it-yourself Bastler abschrecken sollte.

Ein schönes Beispiel: In einer aufgezeichneten Schalte interviewt die Moderatorin einen Experten (vom Deutschen Institut ffür Wirtschaftsforschung). Das Thema ist der (kränkelnde) Wirtschaftsstandort Deutschland. Der Experte führt aus, Deutschland habe insbesondere im Bereich Entwicklung von Spitzentechnologien an Boden verloren. Es hapere zwar nicht an Grundlagenforschung, aber die Umsetzung in den Firmen und die Vermarktung wiesen Defizite auf. Die Moderatorin fragt, was dagegen zu tun sei. Antwort: Die Priorität müsse auf Forschung und Entwicklung gelegt, das Universitätssystem aber reformiert werden, um Anreize für eine engere Kooperation zwischen Universitäten und Firmen zu schaffen, damit die Ergebnisse tatsächlich an den Markt kommen. Die Moderatorin fasst in hochphilosophischem Ton zusammen: "In Forschung und Entwicklung muss also investiert werden, will Deutschland ein moderner Industriestandort sein"

Ein Oscar für diese journalistische Leistung! ROFL Wohlgemerkt, die Schalte wurde vorher aufgezeichnet und für ihr anschließendes Fazit hatte sie alle Zeit der Welt.

Die englische Ausgabe des Journal, der Nachrichtensendung von DWtv, wirkt gleichermaßen handgestrickt. Beispiel vor zwei Wochen. Der Papst ist gestorben, offenbar musste heftig improvisiert werden. In the studio our religious correspondent.. Der gute Mann wirkt dermaßen nervös, dass selbst mitr voller Mitgefühl der Schweiß ausbricht. Und die an ihn gerichtete Frage wartet er nicht bis ans Ende ab, er fällt ins Wort und fängt an, ohne Punkt und Komma zu reden... Später Schalte nach Rom, Petersplatz. Now our italian correspondent... Dieser Kollege nun spricht zwar wesentlich gedehnter, aber jede seiner zahlreichen Pausen füllt er mit ein bis zwei Ähs auf.

Ich hatte Mitleid mit den Jungs. Jahrelange Off-Sprecher Erfahrung hilft halt wenig, wenn man so ins kalte Wasser geworfen wird. Deshalb: Gebt den Jungs ausreichend Kamera-Erfahrung !

Thursday, April 14, 2005

Tunnelvision - Schirm-Herrschaft #1

Bemerkenswert, wie sehr die "Wir können nur billig" und "Geiz ist geil" Maxime in Deutschland immer weiter um sich greift. Ausgesprochen schön zu beobachten auch bei DWtv, dem von der Bundesregierung budgetierten Auslandsfernsehen, dessen Auftrag unter anderem auch darin besteht, rund um den Globus ein positives Bild über Deutschland zu vermitteln.

Offenbar gehört zu diesem Bild, keinen Neidfaktor aufkommen zu lassen. Neid etwa in der Form, die Deutschen hätten Geld im Überfluss und würden dieses für Eindruck machende Bekleidung ausgeben. Oder wie sonst sind die schlecht sitzenden Anzüge der Moderatoren bzw die Kostümierungen der Moderatorinnen zu erklären ?

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Flankierend wäre zu vermuten: Unser Bundeskanzler geht mit modestem Beispiel voran. Und die Firma, die die DWtv Moderatoren ausstattet (und sicherlich auch nicht üppig budgetiert ist), nimmt sich diesen zum Leitbild für alle Moderatoren. Der Vorteil einer solchen policy ist offenkundig: Herr Schroeder als Vater aller Moderatoren-Ausstattungen ist eine seriöse Wahl. Und eine allzu aufwendige Recherche-Tiefe ist auch nicht vonnöten.

Nebenbei bemerkt: Und was ist mit Frau Merkel?

Saturday, April 09, 2005

Psychologische Dampfwalze. Gladbach wird absteigen!

Dick Advocaat, als Trainer 'mit internationalem Renommee' mitten in der Saison verpflichtet, sollte auch den Anspruch der 'Mönche' unterstreichen, mittelfristig wieder die internationalen Startplätze zu erreichen. Inzwischen ist die Borussia nur noch 3 Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt.

Sieben (!) neue Spieler zur Winterpause zu verpflichten, mag durchaus die spielerische Qualität und die taktischen Möglichkeiten des Teams erhöhen. Die Risiken allerdings liegen auf der Hand.

Bis die Mannschaft nach einem solchen Radikalschnitt wieder eingespielt ist, vergeht geraume Zeit. Unter Umständen zuviel Zeit, wenn der Bruch mitten in der Saison erfolgt ist.

Wichtiger aber noch: Wie wirkt sich eine solche Maßnahme auf die Spieler aus, die schon länger zum Kader gehören? Stellen sich Erfolge ein oder verbessern sich wenigstens die Darbietungen des Teams, dann könnte die aufkeimende Euphorie auch diejenigen beflügeln, die sich inzwischen auf der Ersatzbank oder der Tribüne wiederfinden.

Stattdessen scheint Dick Advocaat ein ausgesprochener zwischenmenschlicher Hardliner zu sein, der die Einsamkeit und Unumstößlichkeit seiner taktischen Entscheidungen über alles stellt. Findet ein Spieler keinen Platz darin, hat er die Schuld allein bei sich zu suchen. Psychologischer Darwinismus.

Auffällig ist, dass kaum einer der vor Advokaat verpflichteten Spieler in letzter Zeit sich weiter entwickelt hat. Umso bemerkenswerter dann, dass der Gladbacher Broich, von vielen als großes Talent für die Kreativabteilung gerühmt, aber ohne nennenswerte Einsätze unter Advocaat, als Rosicky Nachfolger bei Dortmund im Gespräch ist.

Bei M'gladbach zeichnet sich ab: Erst sank das atmosphärische Klima in den Keller. Und postwendend folgt der tabellarische Absturz in ebendiesen.

Sprecher-Nachschulung für Sabine Töpperwien!

Besser wäre es.

Ein 'natürlicher' oder rein-sachlicher Sprechstil nicht DIE Referenz für Sportreporter. Wir sind es von ihren Reportagen, insbesondere über Fußball, gewohnt, dass die Reporter ihren Sprechstil der Dramatik des Spielverlaufs anpassen. "Goooooooooooool", der Klassiker aus Brasilien. Wer kennt ihn nicht! Oder "Toooor! Toooor! Toooor!", der stimmliche Stunt von Herbert Zimmerman, als Deutschland 1954 im WM Finale das 3:2 gegen Ungarn schoss.

Fast vergessen sind (natürlich) Highlights stimmlicher Tieffliegerei. Etwa die tastenden Versuche der Privatsender Mitte der 80er Jahre. Reporter von RTL oder SAT 1, die in dieser frühen Phase bei Fußballspielen am Mikro saßen, hatten offenbar die Anweisung, ihre Reportagen zum Event zu machen. Kam der Ball auch nur in die Nähe des Strafraums, fing die Stimme des Reporters bereits an, sich zu überschlagen.

Dieser Stil kam nicht besonders gut an. Eine Aufgeregtheits-Dynamik mit mehr Credibility scheint bei Fußballreportagen also Pflicht zu sein.

Sabine Töpperwiens Stil hat zusehends Schlagseite dadurch bekommen, dass sie fast jedes Wort in die Lääänge deeehnt. Zum einen scheint dieser Stil ihr stimmliches Vermögen zu überfordern, ihre Darbietung klingt häufig herausgequetscht. Und andererseits sääägt eine derart unnatürlich klingende Betonungs-Dynamik außerordentlich an den Nerven des Zuhörers.

Deshalb, Sabine, bitte lass Dich nachschulen!

Friday, April 08, 2005

T-Online Call-Center. Und der Kunde ist Neese

Heise meldet, dass die Telekom mit Hilfe eines Call-Centers Kunden kontaktiert hat und diesen Tarifänderungen unterschob, die diese eigentlich nicht gewollt hatten. Die Verbraucherzentrale, die sich des Falls angenommen hat, schließt auf "tausende Betroffene", "die hier von Telekom-Werbern regelrecht 'überrumpelt' worden seien. Nicht schön.

Richtig interessant wird es im Heise Leserforum, worin ein T-Online Call-Center-Mitarbeiter ausführliche Erfahrungsberichte postet. Das liest sich wie eine Räuberpistole, erscheint aber glaubhaft.

Nur ein paar Kostproben:

Anscheinend werden von T-Online die billigsten Call-Center-Betreiber gewählt, und diese versuchen mit rigiden Anweisungen an ihre Mitarbeiter "effizient" zu arbeiten. So dürfen Kundengespräche nicht länger als 2 Minuten dauern. Ist die Zeit um, werden die Kunden einfach an eine andere, nicht zuständige Hotline weitergeleitet.

Wenn Kunden falsch gelieferte oder defekte Modems oder Router erhalten haben, schicken sie diese zurück. Trifft nach gewisser Zeit kein Austauschgerät ein, wenden sie sich an die Hotline. Im Call-Center wird darauf lediglich eine Aktennotiz gemacht. Der Mitarbeiter:
"Ich habe schon tausende Kunden im Computer gesehen, die auf ihre Austausch-Hardware warten. Bei diesen tausenden von Kunden habe ich aber noch nicht ein einziges Mal einen Kunden gesehen, der tatsächlich jemals einen Austausch erhielt. Zum Teil rufen die Kunden seit einem Monat täglich (!) an. Täglich wird eine Notiz weitergeleitet, ohne daß dies irgendeinen Menschen bei T-Online interessiert."

Natürlich besteht ein hoher Druck seitens des Call-Centers, mit den Kunden neue Verträge abzuschließen. In diesem Zusammenghang dürfte obige Heise-Meldung stehen.

Die Mitarbeiter des Call-Centers sind gleichermaßen zu bedauern. Größtenteils ehemalige Hartz IV-Empfänger, arbeiten sie 30 Stunden die Woche, für €6 die Stunde. An freien Tagen besteht unentgeldliche Bereitschaftspflicht. Es fallen häufig Überstunden an, entgolten werden diese aber erst ab 150 geleisteten Überstunden.

Der ausgesprochen schlechte Ruf des ehemaligen Staatskonzerns kommt anscheinend nicht von ungefähr.