Saturday, August 18, 2007

InfoRadio - Hertha BSC - Dichter im Tunnel zur Zweitklassigkeit


Kurze Feuerpause

InfoRADIO Berlin hat nie viel dafür getan, nicht als eine Bastion Hertha BSC-zentrischer Berichterstattung dazustehen. Wohlwollend ausgedrückt. Die Floskel "aus Berliner Sicht" fehlt in kaum einer Sendung. Eigentlich unnötig. Wir empfinden es auch so: InfoRADIO kann nur Hertha.

Folgt man den überregionalen Berichten wie etwa im Kicker, dann deutet Vieles auf eine schmerzhafte Saison für den Hauptstadtklub hin. Wichtige Spieler musste man ziehen lassen, ohne adäquaten Ersatz bisher, und die finanziellen Mittel sind beschränkt. Manager Hoeness betont bei jeder Gelegenheit, es würde noch Neuverpflichtungen geben. Gebetsmühlenartig, müsste man sagen, denn mit dem nahenden Ende der Transferperiode ist der Markt leer. Und jeder neue Spieler braucht natürlich Zeit für seine Integration in die Mannschaft.

Schlimmer noch, kurzzeitig gab es sogar Gerüchte, der neue Schweizer Trainer Lucien Favre wolle ad hoc seinen Vertrag auflösen, wegen fehlender Qualität des Kaders. Wurde aber umgehend dementiert.

Schlechte Stimmung in Berlin also. Doch aufgemerkt! InfoRADIO hat sich Tröstliches ausgedacht, was die Suche nach dem Schuldigen an der Malaise angeht. Seine Reporter räsonieren darüber, ob die Schweizer Liga, wo Lucien Favre bisher tätig war, nicht eine Nummer zu klein war. Und Favre's massiver Umbau des Kaders (als ob er den eingeleitet hätte !) auf der Weltbühne Bundesliga VON VORNHEREIN zum Scheitern verurteilt sei: Schiffbruch eines naiven Trainers, der halt von einer Provinzbühne kam. Die Jungs vom InfoRADIO haben es perfekt eingefädelt, den Schweizer Trainer mittelfristig zum Abschuss freizugeben.

In Einem ist man nicht von Zweifeln geplagt: Berlins Stolz baut darauf, per se, eigentlich und überhaupt auf Augenhöhe zu sein. Auf Augenhöhe mit allem, was wenigstens national als erste Adresse und große Nummer gilt. Und daher EIGENTLICH mit einem Spitzenklub in der Bundesliga mitzuspielen. Geht das schief, müssen fremde Kräfte schuld gewesen sein. Zum Beispiel der Dolchstoß eines provinziellen Trainers.

All dies begab sich zur Halbzeitpause. In der zweiten Halbzeit hat Hertha überraschend das Spiel drehen können zu einem 3:1 Sieg. Warten wir's ab. Selbst nach diesem vorab und mehr noch nach dem Verlauf der ersten Halbzeit unerwarteten Sieg über Stuttgart ist kaum Euphorie zu hören. Das Stoßfeuer gegen Favre ist nur vorübergehend eingestellt. Sollte Hertha nicht deutlich über dem 10. Platz bleiben, muss auf jeden Fall der vermeintlich überforderte Schweizer Trainer daran schuld sein.

Meine Wertung: Sahafismus 38 auf der 100-stelligen Sahaf Skala.

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Wednesday, August 15, 2007

Keine "Apfel"-Taste mehr - iTrolling Journalismus reloaded

Evangelien der Anti-Apple Berichterstattung

Und: Sahaf Skala eingeführt !!!

Erst kürzlich habe ich eine weit verbreitete Tradition von journalistischer Folklore skizziert, die ihre Apple Berichterstattung auf dem immer gleichen Paradigma der 'Applejünger' und ihrer quasi-religiösen/verblendeten Hörigkeit gegenüber der Computermarke aufbaut. Völlig uninteressant für mich ist dabei die Frage, ob diese, im Kern als journalistisches Getrolle daherkommende, - in ihrem Wesen - Verunglimpfung einer scheinbar homogenen Gruppe (hier Applekunden) irgendwo Substanz hat. Klar, ein paar smoking guns lassen sich immer finden. Aber welche Relevanz hat dieser unversteckte Vorwurf? In etwa die gleiche, wie wenn sich bestimmte Spezies ausdauernd an ihren immer gleichen Witzen über Ostdeutsche ergötzen. Oder über Bodybuilder. Nuff said.

Viel interessanter ist, ein paar Strahler auf die journalistischen Trollwerke zu richten.

Apple hat also das Wirrwarr um die Befehlstaste beendet. Und jemand startet einen Blog der, gleichsam als Kampagne, den Titel hat "Rettet die Apfel-Taste". Und bekommt (bis jetzt) 1244 Kommentare. Der zentrale Eintrag ist eher ironisch-lächelnd-nett getextet, traditionelle Aufrufe zu Massenkundgebungen imitierend: "Leistet Widerstand, jede Stimme für die Apfel-Taste zählt!
Wir wollen die Apfel-Taste zurück!
Diesmal bleiben wir standhaft, Steve, nicht wie damals beim Einschaltknopf auf den Tastaturen, den wir vermissen."

Die Argumente, im Blog Eintrag wie in den Kommentaren, klingen eher lustig. Ohne jegliches inhaltliches Dynamit werden auf 'Spirit' und Traditionen verwiesen: "Und während die Computerfirma aus Redmont weiter ihr Signum auf die Tastaturen dieser Welt bannt sollen wir ohne das Apfel-Symbol leben?"

Ich tippe eher auf einen freizeit-situationistischen Spontan-Gimmick, der - auch nicht schlecht ! - schon über 17000 Seitenaufrufe erzeugt hat. Und etwas Partystimmung. Man feiert sich selbst und hat Spaß dabei.

Der Spiegel wiederum kochte daraus eine mächtig dick dampfende Story. "Wütende Apple-Fans - 'Rettet die Apfeltaste' " Bildunterschrift unter einen alten "Apfel"-Taste: "Da glänzen des Applelaners Augen: Nur wo der Apfel prangt, tippt es sich so richtig apfelig" Nach dem journalistischen Trollwerk im Spiegel muss man eine vor-revolutionäre Stimmung im Apfel-Lager vermuten, vergleichbar der Lage in der Ukraine vor der Orangenen Revolution. Das zuvor von mir beschriebene Paradigma über die Apple-Jünger wurde hier noch einmal mächtig radikalisiert.

Journalistische Evangelien ! Was kümmert mich die Wirklichkeit?!! Ich erzähle sie euch so, wie sie durch den Tunnel meiner gebastelten Story passt... Genau, Sahaf, irakischer Informationsminister. Ich gebe Sahafismus 63 auf der 100-stelligen Sahaf-Skala.

Es geht aber noch besser. In der wie immer von bärbeisiger Ahnungslosigkeit geprägten Diskussion im Spiegel-Forum verwies jemand auf eine Kolumne der Süddeutschen Zeitung vom 28.1. "Der Hype ums iPhone - Die Apple-Lüge". In seiner Einleitung predigt der Autor, Christian Kortmann: "Für neue Produkte von Apple machen Medien freiwillig Schleichwerbung - ein Symptom der global triumphierenden Marktwirtschaft, die zum sinnlosen Konsum animiert: Willkommen im iKapitalismus!"

Kortmann kommt nicht darüber hinweg, dass das iPhone nach seiner Präsentation auf der Macworld-Expo im Januar richtig große Presse bekam. Es "wunderte sich niemand, dass alle meinungsbildenden Medien darüber berichteten, als handele es sich um ein relevantes Ereignis". Völlig unverständlich für Kortmann, weil "es sich beim iPhone um ein normales Mobiltelefon ohne besondere technische Innovationen handelt". Sein offensichtliches Nicht-Erfassen des iPhones kulminiert in ein monumental apokalyptisches Untergangsszenario - der Einsturz traditioneller abendländischer Werte der Aufklärung: Womit die Popper in den 80er Jahren anfingen, bestimmte Produkte und Marken zu überhöhen, das hat sich inzwischen, globalisiert und universell, ausgebreitet. Die Konsumenten glorifizieren sich kritiklos in den von ihnen angebeteten Produkten. iKapitalismus eben.

Und Apple steht dabei an vorderster Front, als Gallionsfigur quasi-religiöser "Konsumentenmanipulation" : "Die Zeitspanne zwischen der Ankündigung des iPhone und seiner Verfügbarkeit erzeugt eine Periode der Erwartung und Vorfreude, die bekanntlich die größte Sehnsucht auslöst. Ein adventlich-nervöser Glanz kehrt in die Augen der Apple-Jünger zurück, den man noch aus der Kindheit kennt: An den Weihnachtsmann glauben sie zwar nicht mehr, dafür haben sie jetzt Steve Jobs!"

Wie gesagt, Kortmanns aufklärerische Predigt gegen die Verschwörung des iKapitalismus mit Apple als Ringleader fußt auf der Annahme, das iPhone sei ein stinknormales Telefon, so beliebig wie jedes andere auf dem Markt. Zieht man diesen Schlussstein heraus, fällt sein monumental-schwafeliges Gebäude zusammen wie ein Kartenhaus. Ich gebe ihm Sahafismus 87 auf der 100-stelligen Sahaf-Skala.


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Keine "Apfel"-Taste mehr - Apple entrümpelt Folklore


Gut so, jetzt ist Schluss mit dem Namenswirrwarr um Apple's Befehlstaste. Wenn ich Navigationsschritte durch ein Programm mittels Tastaturkürzel plattformübergreifend erkläre (ja, kommt recht häufig vor), reicht es jetzt, z.B. *CTRL/CMD + P* zu schreiben. Und jeder wird verstehen, dass ich die Mac und PC spezifischen Kürzel für 'Drucken' gemeint habe. Anstatt mich mit einem Unsinn der Sorte herumzuärgern, *(oder Apfeltaste)* hinzuzufügen.

Apple denkt hier ganz strategisch. Die Marktanteile steigen. Und natürlich will man Windows Kunden den Umstieg erleichtern. Hierbei spielt der weitverbreitete Ruf des Betriebssystems, klarer strukturiert und intuitiver erfassbar zu sein, eine ganz entscheidende Rolle. Eine "command" oder "Befehls"-Taste, die auch noch "Apfel"-Taste heißt, wirkt da nur verwirrend. Und hat zudem noch den Stallgeruch von Apple Folklore. Cupertino dürfte diese Entscheidung genau abgewogen haben und ich sehe keine Chancen für eine Revision.

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Tuesday, August 14, 2007

Sahafismus

Ein Wort, das (leider) nicht in den Sprachgebrauch eingegangen ist.

Er ist so gut wie vergessen. Muhammad al-Sahhaf, auch Sahaf oder Mohammed al-Sahaf, war einer der Medienstars im April 2003. Seine Presseerklärungen waren der unfassbare (bizarre) Höhepunkt aller Berichte über die Irak Invasion. Als irakischer Informationsminister hatte er wohl die Aufgabe, die tatsächliche militärische Lage (aus irakischer Sicht) zu beschönigen. Sahaf aber machte daraus quasi ein Gesamtkunstwerk, zumindest wenn man es aus Entertainment-Perspektive betrachtet.

Dazu gehörten seine konstant-störrischen, immer mit einem milden Lächeln orchestrierten Dementis von Meldungen von amerikanischen Erfolgen. Sein langsamer, von Denkpausen unterbrochener Sprachstil, immer kulminierend in quasi wie Paukenschlägen eingestreuten Abfälligkeiten ('Feiglinge', 'gejagte Ratten', 'verendende Schlangen') über die Amerikaner. Sowie seine ausgedachten, den Invasionstruppen zugedachten Grausamkeiten ('Gott grillt ihre Mägen in der Hölle') und drastischen Prophezeiungen ("Sie werden massenhaft Selbstmord begehen'), die aber eher surreal-drollig aufgenommen wurden, angesichts seiner eher jovialen Art und offensichtlich inszenierten Sturheit, ganz zum Trotz der tatsächlichen Lage. Der Mann redete blühenden Unsinn. Und man konnte sich an ihm nicht satt sehen. Großes, multi-dimensionales Entertainment.


Lässt man die direkt sinnfällige Operettenhaftigkeit, sein äußerliches Auftreten weg, dann hatte Sahaf immer noch jede Menge Potential für ein Paradigma: Was kümmert mich die Wirklichkeit?!! Ich erzähle sie euch so, wie sie durch den Tunnel UNSERER INTERESSEN passt. Zugegeben, in gewisser Weise machte er das Gleiche wie Tausende vor ihm: Propaganda, gezielte Desinformation. Sahafs Größe resultiert aus der neuen Qualität seiner Auftritte: er vereinigte Sturheit, Jovialität und unglaubliche Entspanntheit bei der Leugnung offensichtlicher Tatsachen. Inhaltliche Operettenhaftigkeit gepaart mit staatsmännischer Haltung.

Sahaf in der Tat erfand den Sahafismus.

Google Deutschland findet 3 Treffer für Sahafismus, darunter dieser Artikel, welcher mich zu meinem Eintrag inspirierte. Der Autor beschreibt Sahafismus als ein überall anzutreffendes Muster, das darin besteht, munter und unverdrossen Realitäten zu leugnen und zu ignorieren. "In den Führungsriegen abstürzender Börsenlieblinge sahen wir sahafsche Typen."

Google.com ist ergiebiger. "Sahafism" führt zu 118 Treffern, "al-Sahafism" zu 93. Und "al-Sahafian" immerhin noch zu 6 Einträgen. Auch dort wird Sahafismus vereinzelt als ein Muster diskutiert, das vom Ex-Informationsminister Iraks abstrahiert werden kann. Etwa wenn Michael Jackson behauptete, er hätte nur eine Schönheitsoperation gehabt.

Ich denke, Sahafismus sollte in den Sprachgebrauch eingehen. Es passt zu häufig. Und zu eindrucksvoll. Etwa wenn Steve Ballmer über das iPhone lacht. Oder wie Heinrich von Pierer über Siemens Telefonsparte zu schwärmen pflegte. Etc. Usw.

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Monday, August 13, 2007

Rückzug von der Börse?

Gerüchte um Warner Music

Der Spiegel hat's berichtet. Davor die New York Times. Und ein 'Insider' sprach mit Reuters. Die seit Jahren stabil ungünstige Geschäftsentwicklung und die "negative Stimmung in der Branche" frustrierten die zunehmend die Geldgeber der Firma. Immerhin zog Warners Aktienkurs darauf etwas an.

Für das abgelaufene Quartal meldet Warner 17 Mio. Verlust und 2% Umsatzrückgang, auf jetzt 804 Mio. $. Keine dramatischen Zahlen, aber der seit Jahren anhaltende Trend setzt sich fort, wie bei den anderen Majors.

Negative Stimmung in der Branche? Maßlos übertriebene Meldungen über Verluste durch Tauschbörsen und ihre Benutzer, Klagewellen, ansonsten nichts die etablierten Strategien, die Major Labels scheinen immer noch nicht im neuen Jahrtausend angekommen zu sein.

Das Künstler Portfolio der deutschen Warner Filiale beginnt mit Barclay James Harvest. Kein Zufall, die Liste ist voll von Veteranen der letzen Jahrzehnte. Auch wenn das letzte Release von BJH ein vermutlich eher kostengünstig produziertes Live Album ist, das Setzen auf etablierte Namen ist extrem teuer. Wegen bizarr hohe Garantiesummen. Sony-BMG etwa schloss 2005 einen neuen (!) Vertrag mit Bruce Springsteen ab, der dem Altmeister 114 Mio. $ garantiert. Und: Jungs dieser Gilde produzieren nur in handverlesenen (teuren) Studios, wobei sie sich meist SEHR viel Zeit lassen.

Gleichzeitig verengen die Major den Markt, indem sie nur die alleroffensichtlichsten Zielgruppen hofieren - etwa die Teenies mit Casting Acts. Jene Nische dürfte sich - für sich - rechnen.

Daneben hat sich eine riesige Wüste ausgebreitet. Eines Marktes von potentiellen Käufern, der nicht beachtet wird. Klar, dieser ist differenzierter. Und ungleich heterogener, ihn zu bedienen verlangt etwas mehr Gespür und Analyse. Aber wenn ich konstant und über Jahre Geschäftseinbußen habe, muss ich mir halt etwas überlegen. Entweder verenge ich meine Marktpräsenz (wie zur Zeit zu beobachten), dann muss aber sinkende Umsätze in Kauf nehmen. Oder ich überlege mir etwas Neues. Für diese Option würde ich als erstes die Altstar Strategie mit ihren horrenden Kosten fallen lassen. Und dafür auf eine 'New Quality' Strategie setzen, mit Artists, die langfristiges Potential in ihrer jeweiligen Nische besitzen, sich aber günstiger produzieren lassen.

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Beeindruckend

Sammlung von YouTube Links, auch iPhone bezogen aber generell bemerkenswert

David Pogue ist Technologie Kolumnist, unter anderem für die New York Times. Darüberhinaus hat er einen stark musikbezogenen Hintergrund. Seine Vorschau zum iPhone ist Kult: beste Unterhaltung, bei gleichzeitig hohem Informationswert. Manchmal liebe ich amerikanischen Journalismus.
"My iPhone Diary":


Walter Mossberg, sicherlich nicht so telegen wie Pogue, ist vermutlich der einflussreichste Technologie Kolumnist in den USA. Insofern kommt seiner iPhone Besprechung größte Beachtung zu.


Schon älter, Interview mit Steve Jobs von vergangenem Januar, unmittelbar nach der ersten öffentlichen Präsentation des iPhones. Immer wieder bemerkenswert, wie kompakt 'His Steveness' seine Bulletins zu verkaufen weiß.


Im Vergleich dazu, zur selben Zeit aufgenommen, Microsoft Chef Steve Ballmer lacht sich fast schepp über das iPhone. Warum muss er so überziehen? Dass Apple der damals zeitgleich stattfindenden Consumer Electronics Show in Las Vegas die Show stahl, fiel wohl jedem auf. Dies anzuerkennen und eventuell kryptisch etwas hinzuzufügen in der Art wie 'Und deshalb arbeiten wir jetzt am nächsten Schritt' hätte ungleich überzeugender gewirkt.


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Wednesday, August 08, 2007

Temporärer Wahnsinn #2 + medialer Stumpf- und Unsinn

Apple Berichterstattung in Spiegel + Co

Der temporäre Wahnsinn hat sich gelegt. Ob Apple sich als große Nummer unter den Telefonherstellern etablieren kann, hängt von Unwägbarkeiten ab, etwa welche Profitabiliät der Markt ermöglichen wird. Leichter lässt sich vorhersagen, dass das iPhone künftige Modellentwicklungen kräftig durcheinander wirbeln und beeinflussen wird.

Die zurechtgebastelten Zerrbilder über Applekunden aber, wie sie regelmäßig in Spiegel + Co erschienen, verdienen einen weiteren Blick. Mag sein, dass man als schlecht bezahlter Schreiber 'sehen muss wo man bleibt' und deshalb jede Schublade von Vorurteilen und groben Versatzstücken gerade recht ist. Der Vorwurf, infantilen bis autistischen Blafasel verzapft zu haben, wird damit aber nicht entkräftet.

Stellt man die erprobte Wortwahl in eine Reihe (Applejünger - orgiastisch - iPhone Hysterie - Hype - schickes Design - verzückt - Applefans), wird klar, dass dem Leser ein bestimmtes Paradigma untergejubelt werden soll: die iPhone Käufer haben ihre Kaufentscheidung nicht knallhart kalkuliert, etwa wie ein Buchhalter streng die technischen Positiva und Negativa abgewogen. So listet der Spiegel auf, dass es alle iPhone Features (bis auf das Multitouch Display) schon in anderen Mobiltelefonen gibt (verschweigt aber, dass der Quantensprung gerade in der nicht mehr holprigen Integration dieser Features liegt). Daher seien die Käufer einer bewußtseinsumnebelnden Verblendung anheim gefallen, einer Mischung aus Tanz ums glänzende Design und Sektenzugehörigkeit. Was dann, als begleitendes Paradigma, noch mit geringschätzigen Vokabeln wie Lifestyle Produkt (also nichts für 'ernsthaft' Technikinteressierte) flankiert wird.

Ich schreibe hier deshalb "infantil bis autistisch", weil eine derart verblendete Option für bestimmte Produkte wie z. B. denen Apples (also mehr 'Schein als Sein') zu kaufen, wie sie hier nahegelegt wird, die Realität verbiegt. Natürlich spielen Design oder Image der Marke bei der Kaufentscheidung auch und mitunter eine Rolle, kaum aber eine entscheidende. Was hier suggeriert wird, nämlich dass Käufer sich blind von einem Design- oder Marketingstunt täuschen lassen, ist seinerseits verblendet. Oder autistisches Wunschdenken.