Friday, August 14, 2009

Auch Thomas de Maizière kocht die Brühe des Internets als rechtsfreiem Raum auf

Zensur-Ulla und ihre Verbündeten (bzw die mit ihr sich verbunden Fühlenden) haben die große siegversprechende Formel gefunden: Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein. Der gemeine Bürger, den schon der Gedanke an Würmer und Trojaner gar schrecklich durchzuckt, möge zustimmend nicken. Mit seinem Wahlzettel in der Hand.

Was ist das? Agitation? Propaganda? Sahhafismus? - wenn man die tatsächliche Situation deutlich erkennt, aber trotzdem munter das Gegenteil behauptet?

Der Rheinischen Post erzählte Thomas de Maizière (CDU), der Chef des Kanzleramts : "Kann das Internet völlig frei sein? Müssen wir nicht die Menschen vor Denunziation, Entwürdigung oder unseriösen Geschäften schützen wie im Zivilrecht? Ähnlich wie auf den Finanzmärkten brauchen wir mittelfristig Verkehrsregeln im Internet".

Gegenfrage: Was passiert, wenn ich diesen Artikel der Rheinischen Post in voller Länge übernehme? Was passiert, wenn ich Herrn de Maizière aufs Übelste verleumde oder beleidige? Nichts? Das kann und will er nicht ernsthaft behaupten.

Dennoch wiederholt er unverdrossen das Phantasiebild vom Internet als rechtsfreiem Raum. Wie weiland Sahhaf, der, trotz der deutlich sichtbaren Invasionspanzer hinter ihm, unverdrossen das Gegenteil behauptete.

Allerdings ist de Maizière in einer besseren Position. Sein Kalkül, die Rechtsverstöße, die im Internet gewiss auftreten, ebenso wie im wirklichen Leben, umzufabulieren in einen rechts-agnostischen Raum, sind nicht durch Fensehkameras zu widerlegen. Also könnte die von ihm unterstützte Agenda, mittels eines Strohmann-Arguments das Internet aus den gewohnten Angeln zu heben, durchaus aufgehen. Auch wegen der großen Gruppe von eher durch Irrationalität denn Sachkenntnis befeuerten Bürgern.

Der *Sahhaf der Woche* für Thomas de Maizière.

Thursday, August 06, 2009

Google kauft On2 Technologies. Müssen sich Flash Video & Co warm anziehen?

Aktien im Wert von 106,5 Millionen sind es Google wert, On2 Technologies, einen der führenden Entwickler von Video-Codecs, zu übernehmen. Im 4. Quartal soll die Übernahme abgeschlossen sein.

Sofort schossen Spekulationen ins Kraut: Was will Google damit? Sie kommen in den Besitz von VP8, On2's neustem Codec. Von dem jene behaupten, er wäre 40% effektiver als H.264. Google könnte die Entwicklung eines Container-Formats für VP8 vorantreiben. Und versuchen, über eine Open Source Lizenz für VP8, sowie ihre gewaltige Marktmacht in Form von YouTube, einen neuen offenen Standard zu etablieren. Sicherlich schlechte Nachrichten für Adobe und ihr proprietäres Flash-Format, das an Bedeutung verlieren würde.

Aber eine komplett neue Plattform (Container, Hardware-Unterstützung) zu entwickeln ist ein weiter Weg. Vermutlich hat sich Google einfach nur eine Option für die Zukunft zugekauft, um der Abhängigkeit von Adobe, insbesondere der schleppenden Entwicklung von Flash für portable Geräte, zu entgehen.

Und was ist mit H.264? Dan Rayburn schreibt, "no one has seen VP8 in action" Und: "we don't know how good the codec is (...) I have spoken to two content owners who were using VP8 under beta and told me there were not impressed". Geht man davon aus, dass sowohl VP8 wie H.264 noch Spielraum für weitere Optimierungen haben, ist bisher kein dramatischer Vorteil für VP8 zu erwarten. Was aber die Vorrausetzung wäre, um H.264 wirklich angreifen zu können. MPEG LA hat sich allerdings vorbehalten, die Lizenzgebühren für H.264 in einigen Jahren kräftig zu erhöhen. Könnte also gut sein, dass Google sich auch hier nur eine Option offen halten will, nämlich möglichem zukünftigen Druck ausweichen zu können. Aktuell kann VP8 nicht zu Kostendämpfungen beitragen, wie Dan Rayburn detailliert darstellt.

Eine Revolution ist vorläufig also nicht zu erwarten. Peu à peu dürfte VP8 als Option in YouTube, Android und Chrome einfließen. Alles andere wird sich zeigen.