Thursday, May 26, 2005

Oskar signed by PDS

Geniestreich im allseits beliebten Spiel Du hast keine Chance, aber nutze sie !

Kanzler Gerhard Schroeder hatte mächtig vorgelegt. Völlig chancenlos, die Bundestagswahl 2006 zu gewinnen, landete er den Coup: Vorgezogene Neuwahlen. Eigentlich bleibt er weiterhin chancenlos, die Bevölkerung durchschaut seinen Schritt als taktischen Schachzug und wird darum Schroeder nicht zusätzliches Vertrauen schenken. Das Wort "eigentlich" macht hier den Unterschied: den politischen Gegner nun unter Zugzwang gesetzt, könnte doch noch Etwas passieren, der Gegner sich fatale Blößen geben.

Edmund Stoiber knüpft nahtlos an sich selbst an. Zwar war er 2002 nah dran... große Chancen, außerhalb von Bayern etwas zu reißen hatte er jedoch nie. Noch geringer sind seine Chancen, zum Kanzlerkandidaten gekürt zu werden. Aber weiterhin mimt er die Rolle des schneidig-starren bayrischen Groß-Tribuns... und orakelt über eine Position "Seite an Seite" mit Angela Merkel, ohne sich auf eine bestimmte Position festlegen zu wollen - siehe Spiegel. Seine Stunde könnte schlagen, sofern doch noch Etwas passiert, etwa eine gravierende Blöße Angela Merkels. Wie die gravierend schwache Selbstdarstellung der SPD in der vorherigen Periode ihm fast geholfen häte.

Oskar Lafontaine war eigentlich total raus. In der SPD praktisch kaltgestellt, sah sein Koketttieren mit der linken Wahlalternative WASG und der PDS nicht wirklich nach großer Bühne aus. Lafontaine als zusätzliches Rad am Wagen dieser Gruppierungen schien schwer vorstellbar. Und auch nicht, dass diese ihm alle Türen öffnen würden und ihm einen Chefsessel anböten. Zwar äußerte Gregor Gysi, Schroeders Coup habe, wegen des neuen Zeitrahmens, den Überlegungen zu einer neuen Linkspartei (PDS/WASG/Lafontaine) "einen Strich durch die Rechnung gemacht"... Die neue Situation dürfte aber dazu beitragen, das absehbare Gezänk um die neue Linksallianz (Plattform, neuer Name) erst einmal aufschieben. Offizielle Beratungen der Beteiligten beginnen am nächsten Montag.

Also ist Lafontaine flugs aus der SPD ausgetreten und wird vermutlich auf einer linken Liste antreten. Nicht dass er dadurch große Chancen hätte, wieder ein bedeutendes öffentliches Amt zu bekleiden. Aber er könnte der SPD mächtig wehtun. Zum einen, weil eine Kandidatur Lafontaines in einer Bundestagswahl die SPD ein paar Prozentpunkte kosten wird. Und weil ein wahlkämpfender Lafontaine natürlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt - seine sehr präsente Kritik könnte die SPD weitere Stimmen kosten, Stimmen, die nicht unbedingt dem Bündnis um Lafontaine zufallen müssten, sondern der SPD entzogen würden, wenn die betreffenden potentiellen SPD Wähler einfach nicht zur Wahl gingen. Es könnte Einiges passieren. Und Lafontaine mittelfristig wieder zu einem Faktor werden.

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