Wednesday, August 15, 2007

Keine "Apfel"-Taste mehr - iTrolling Journalismus reloaded

Evangelien der Anti-Apple Berichterstattung

Und: Sahaf Skala eingeführt !!!

Erst kürzlich habe ich eine weit verbreitete Tradition von journalistischer Folklore skizziert, die ihre Apple Berichterstattung auf dem immer gleichen Paradigma der 'Applejünger' und ihrer quasi-religiösen/verblendeten Hörigkeit gegenüber der Computermarke aufbaut. Völlig uninteressant für mich ist dabei die Frage, ob diese, im Kern als journalistisches Getrolle daherkommende, - in ihrem Wesen - Verunglimpfung einer scheinbar homogenen Gruppe (hier Applekunden) irgendwo Substanz hat. Klar, ein paar smoking guns lassen sich immer finden. Aber welche Relevanz hat dieser unversteckte Vorwurf? In etwa die gleiche, wie wenn sich bestimmte Spezies ausdauernd an ihren immer gleichen Witzen über Ostdeutsche ergötzen. Oder über Bodybuilder. Nuff said.

Viel interessanter ist, ein paar Strahler auf die journalistischen Trollwerke zu richten.

Apple hat also das Wirrwarr um die Befehlstaste beendet. Und jemand startet einen Blog der, gleichsam als Kampagne, den Titel hat "Rettet die Apfel-Taste". Und bekommt (bis jetzt) 1244 Kommentare. Der zentrale Eintrag ist eher ironisch-lächelnd-nett getextet, traditionelle Aufrufe zu Massenkundgebungen imitierend: "Leistet Widerstand, jede Stimme für die Apfel-Taste zählt!
Wir wollen die Apfel-Taste zurück!
Diesmal bleiben wir standhaft, Steve, nicht wie damals beim Einschaltknopf auf den Tastaturen, den wir vermissen."

Die Argumente, im Blog Eintrag wie in den Kommentaren, klingen eher lustig. Ohne jegliches inhaltliches Dynamit werden auf 'Spirit' und Traditionen verwiesen: "Und während die Computerfirma aus Redmont weiter ihr Signum auf die Tastaturen dieser Welt bannt sollen wir ohne das Apfel-Symbol leben?"

Ich tippe eher auf einen freizeit-situationistischen Spontan-Gimmick, der - auch nicht schlecht ! - schon über 17000 Seitenaufrufe erzeugt hat. Und etwas Partystimmung. Man feiert sich selbst und hat Spaß dabei.

Der Spiegel wiederum kochte daraus eine mächtig dick dampfende Story. "Wütende Apple-Fans - 'Rettet die Apfeltaste' " Bildunterschrift unter einen alten "Apfel"-Taste: "Da glänzen des Applelaners Augen: Nur wo der Apfel prangt, tippt es sich so richtig apfelig" Nach dem journalistischen Trollwerk im Spiegel muss man eine vor-revolutionäre Stimmung im Apfel-Lager vermuten, vergleichbar der Lage in der Ukraine vor der Orangenen Revolution. Das zuvor von mir beschriebene Paradigma über die Apple-Jünger wurde hier noch einmal mächtig radikalisiert.

Journalistische Evangelien ! Was kümmert mich die Wirklichkeit?!! Ich erzähle sie euch so, wie sie durch den Tunnel meiner gebastelten Story passt... Genau, Sahaf, irakischer Informationsminister. Ich gebe Sahafismus 63 auf der 100-stelligen Sahaf-Skala.

Es geht aber noch besser. In der wie immer von bärbeisiger Ahnungslosigkeit geprägten Diskussion im Spiegel-Forum verwies jemand auf eine Kolumne der Süddeutschen Zeitung vom 28.1. "Der Hype ums iPhone - Die Apple-Lüge". In seiner Einleitung predigt der Autor, Christian Kortmann: "Für neue Produkte von Apple machen Medien freiwillig Schleichwerbung - ein Symptom der global triumphierenden Marktwirtschaft, die zum sinnlosen Konsum animiert: Willkommen im iKapitalismus!"

Kortmann kommt nicht darüber hinweg, dass das iPhone nach seiner Präsentation auf der Macworld-Expo im Januar richtig große Presse bekam. Es "wunderte sich niemand, dass alle meinungsbildenden Medien darüber berichteten, als handele es sich um ein relevantes Ereignis". Völlig unverständlich für Kortmann, weil "es sich beim iPhone um ein normales Mobiltelefon ohne besondere technische Innovationen handelt". Sein offensichtliches Nicht-Erfassen des iPhones kulminiert in ein monumental apokalyptisches Untergangsszenario - der Einsturz traditioneller abendländischer Werte der Aufklärung: Womit die Popper in den 80er Jahren anfingen, bestimmte Produkte und Marken zu überhöhen, das hat sich inzwischen, globalisiert und universell, ausgebreitet. Die Konsumenten glorifizieren sich kritiklos in den von ihnen angebeteten Produkten. iKapitalismus eben.

Und Apple steht dabei an vorderster Front, als Gallionsfigur quasi-religiöser "Konsumentenmanipulation" : "Die Zeitspanne zwischen der Ankündigung des iPhone und seiner Verfügbarkeit erzeugt eine Periode der Erwartung und Vorfreude, die bekanntlich die größte Sehnsucht auslöst. Ein adventlich-nervöser Glanz kehrt in die Augen der Apple-Jünger zurück, den man noch aus der Kindheit kennt: An den Weihnachtsmann glauben sie zwar nicht mehr, dafür haben sie jetzt Steve Jobs!"

Wie gesagt, Kortmanns aufklärerische Predigt gegen die Verschwörung des iKapitalismus mit Apple als Ringleader fußt auf der Annahme, das iPhone sei ein stinknormales Telefon, so beliebig wie jedes andere auf dem Markt. Zieht man diesen Schlussstein heraus, fällt sein monumental-schwafeliges Gebäude zusammen wie ein Kartenhaus. Ich gebe ihm Sahafismus 87 auf der 100-stelligen Sahaf-Skala.


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