Wednesday, August 08, 2007

Temporärer Wahnsinn #2 + medialer Stumpf- und Unsinn

Apple Berichterstattung in Spiegel + Co

Der temporäre Wahnsinn hat sich gelegt. Ob Apple sich als große Nummer unter den Telefonherstellern etablieren kann, hängt von Unwägbarkeiten ab, etwa welche Profitabiliät der Markt ermöglichen wird. Leichter lässt sich vorhersagen, dass das iPhone künftige Modellentwicklungen kräftig durcheinander wirbeln und beeinflussen wird.

Die zurechtgebastelten Zerrbilder über Applekunden aber, wie sie regelmäßig in Spiegel + Co erschienen, verdienen einen weiteren Blick. Mag sein, dass man als schlecht bezahlter Schreiber 'sehen muss wo man bleibt' und deshalb jede Schublade von Vorurteilen und groben Versatzstücken gerade recht ist. Der Vorwurf, infantilen bis autistischen Blafasel verzapft zu haben, wird damit aber nicht entkräftet.

Stellt man die erprobte Wortwahl in eine Reihe (Applejünger - orgiastisch - iPhone Hysterie - Hype - schickes Design - verzückt - Applefans), wird klar, dass dem Leser ein bestimmtes Paradigma untergejubelt werden soll: die iPhone Käufer haben ihre Kaufentscheidung nicht knallhart kalkuliert, etwa wie ein Buchhalter streng die technischen Positiva und Negativa abgewogen. So listet der Spiegel auf, dass es alle iPhone Features (bis auf das Multitouch Display) schon in anderen Mobiltelefonen gibt (verschweigt aber, dass der Quantensprung gerade in der nicht mehr holprigen Integration dieser Features liegt). Daher seien die Käufer einer bewußtseinsumnebelnden Verblendung anheim gefallen, einer Mischung aus Tanz ums glänzende Design und Sektenzugehörigkeit. Was dann, als begleitendes Paradigma, noch mit geringschätzigen Vokabeln wie Lifestyle Produkt (also nichts für 'ernsthaft' Technikinteressierte) flankiert wird.

Ich schreibe hier deshalb "infantil bis autistisch", weil eine derart verblendete Option für bestimmte Produkte wie z. B. denen Apples (also mehr 'Schein als Sein') zu kaufen, wie sie hier nahegelegt wird, die Realität verbiegt. Natürlich spielen Design oder Image der Marke bei der Kaufentscheidung auch und mitunter eine Rolle, kaum aber eine entscheidende. Was hier suggeriert wird, nämlich dass Käufer sich blind von einem Design- oder Marketingstunt täuschen lassen, ist seinerseits verblendet. Oder autistisches Wunschdenken.





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