Saturday, November 21, 2009

Fußball: Der Videobeweis muss her!

Dass ein Schiedsrichter nachträglich Videomaterial zuhilfe nimmt für seine Entscheidungen, ist von den Verantwortlichen bisher vor allem aus den folgenden 2 Gründen abgelehnt worden: (1) Der Charakter von Fußball als kontinuierliches laufendes Spiel würde durch die Unterbrechungen zerstört. (2) Fußball ist ein 'enges' Spiel und profitiert sogar noch von der 'Tragik' umstrittener oder auch falscher Schiedsrichter-Entscheidungen - tagelang anhaltene Diskussionen nach betreffenden Spielen binden die Fans noch stärker an den Sport.

Man hat also das Vorkommen von Fehlentscheidungen hingenommen. Und Gegenmaßnahmen mit sekundären Argumenten verworfen.

Bislang hatte ich beide Argumente geteilt. Auch (2), selbst wenn man in einer solchen Sichtweise durchaus zynische Momente erblicken kann. Es stimmt aber dennoch: Die Dramen, Tragödien und rational nicht fassbaren Ereignisse, die immer wieder vorkommen, machen Fußball einzigartig gegenüber anderen Sportarten. Und tragen erheblich zu der Faszination bei.

In der Zwischenzeit sind Änderungen eingetreten, die für eine Neubewertung der Argumente gegen die Videoüberwachung sprechen.

Zu (1): Die technischen Möglichkeiten sind soweit vorangeschritten, dass inzwischen ohne Zeitverlust Replays mit verschiedenen Kameraperspektiven vorliegen können, etwa in einer kleinen Video-Kabine hinter dem 4. Offiziellen. Die Einspruchsmöglichkeiten könnten pro Team z. B. auf 3 beschränkt werden, wie dies in anderen Sportarten geschieht. Zusätzlich könnte der Unparteiische jederzeit die Option Videoanalyse ziehen. Ich sehe nicht, dass das Ausmaß an Unterbrechungen dadurch drastisch steigen würde. Mit anderen Worten: Argument (1) ist überholt.

Zu (2): Es ist grundsätzlich zu fragen, ob die gelegentliche 'Tragik' von adhoc getroffenen Fehlentscheidungen immer noch zur 'Faszination Fußball' beiträgt, oder ob sich Viele entgeistert abwenden. Ich habe den Eindruck, dass die Diskussionen heutztage nachhaltiger sind. Früher las man Berichte über strittige Situationen noch in der Zeitung und hatte sie eventuell auf dem Videorekorder, aber nach einigen Tagen verflüchtigte sich die Aufregung. Heutzutage halten die Diskussionen an, nicht nur durch das Internet, sondern auch, weil bei gewöhnlichen Fans die Diskussionen wesentlich inhaltlicher und analytischer geführt werden. Das generelle Verständnis von Fußball hat sich weiterentwickelt. Deshalb ist das Unverständnis etwa über das nicht geahndete Handspiel von Thierry Henry gegen Irland, das zur Qualifikation Frankreichs beitrug, wesentlich tiefer in der kollektiven Wahrnehmung. Was den Eindruck verfestigt, dass im Fußball nicht regelkonforme Aktionen allzu leicht durchgehen und ausschlaggebend sein können, obwohl etwas dagegen getan werden könnte - ein Eindruck, der der 'Faszination Fußball abträglich ist. Mit anderen Worten: ich halte auch Argument (2) für überholt.

Wenn also die bisher gültigen Gegenargumente weggefallen sind, sollte der Videobeweis kommen. Sofort! Und weil die Verantwortlichen natürlich nicht meinen Blog lesen, sollte ein breite Initiative pro Videobeweis kommen!







1 comment:

yetanotherfish said...

Ganz oben haben sie Dich nicht gehört. Aber immerhin "Schiri-Legende" Markus Merk plädiert auch für Chip im Ball und Einspruchsrechte während dess Spiels