Wednesday, December 20, 2006

Geht's noch ungeniert naiver?

Google Zeitgeist, Google Trend und ein Spiegel-Kommentar




Google, wie auch andere Suchmaschinenbetreiber, bietet kleine Einblicke in seine statistischen Auswertungen. Google Trends ist ein Live Analyse Tool. Hier kann man gängige Suchbegriffe eingeben (bis zu 5 gleichzeitig) und sich die jeweilige Häufigkeit ihrer Aufrufe über einen bestimmten Zeitraum anzeigen lassen. Google Zeitgeist wiederum sind von Google in bestimmten Zeiträumen veröffentlichte Häufigkeits-Auswertungen, die, wie hier grob umrissen, allerdings redaktionell "begleitet" werden, anders ausgedrückt also gefiltert sind.

Unseren furchtlosen Kommentator vom Spiegel
kümmern derlei Hintergründe weniger. Beiläufig erstaunt zeigt er sich zunächst, dass "die nur mäßig bekannte Communityseite bebo" häufiger gesucht wurde als Myspace. Entgangen ist ihm hier zunächst, dass "Google actually doesn't list the most popular search terms; it lists the terms that are gaining in popularity the fastest" Ungleich entscheidender ist hier aber, dass die meisten Nutzer nicht mehr nach Myspace suchen, sondern direkt dort hingelangen.

Klassisch realsatirisch wird's dann beim Thema Sex. Holger Dambeck, unser Kommentator, wundert sich, dass der Begriif "Sex" im Google Ranking keine Rolle spielt, vermutet er doch - natürlich zu Recht - dass wegen Sex mehr gegooglet werden dürfte als über den von Google top gelisteten Begriff "Routenplaner". Dambeck recherchiert nun selbst, testet Google Trends und, voilà, bei seinem Versuch triumphiert "Sex" über "Routenplaner". Aber Aber. Die größte Überraschung dürfte hier noch sein, dass immerhin eine richtig große Menge Nutzer tatsächlich den Begriff "Sex" ins Suchfeld eingeben, um an Sex, Porn oder was auch immer zu gelangen. Eine, gelinde gesagt ziemlich unbedarfte Strategie. In der Realität von Google-Anfragen spielen mit Sicherheit jedoch Suchbegriffe wie "Dicke Titten", "Blasen" "free pics" und viele hunderte weitere die entscheidende Rolle, was den Bereich Sex betrifft. Dies zu ignorieren ist ungefähr so naiv wie die Annahme, Suchstatistiken mit dem Begriff "Computer" hätten irgendeine Bedeutung hinsichtlich des Suchverhaltens, das nach bestimmten Computerthemen fahndet.

Anders ausgedrückt: das Suchverhalten hinsichtlich bestimmter Bereiche ist, was die Eingabe der Suchbegriffe anbelangt, hochgradig fragmentiert. Und entsprechend schwierig sind statistische Aussagen hierzu. Interessant wird hier plötzlich die Meldung zu den Schwierigkeiten beim deutsch-französischen Suchmaschinenprojekt Qaero, insbesondere die Planspiele hinter dem möglichen deutschen Alleingang, eine semantisch orientierte Suchmaschine zu entwickeln. Wie realitätsnah die Hoffnungen dahinter sind, Google nennenswerte Marktanteile abzujagen, bleibt eine ganz andere Frage.

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